Aufmerksamkeit Selbstverteidigung

Aufmerksamkeit statt Selbstverteidigung

Gerade erlebte ich folgende Situation persönlich hier in Grünstadt Sausenheim (es ist für mich ein Unterschied, ob ich es in FB lese und das Ganze in irgendwelchen dubiosen Ecken geschieht, oder ob ich es selbst in unserem besinnlichen Vorort miterlebe):

Ich fuhr gerade einkaufen, als mir eine Joggerin entgegen kam – blond, sehr kurze Shorts, knappes Shirt. Ca. fünfzig Meter hinter ihr fuhren fünf Fahrradfahrer. Sie wirkten ungepflegt, mittleren Alters und südländischer Abstammung. Die Fahrräder waren alt und klapprig und die Reifen hatten kaum Luft. Die Mimik und Gestik dieser Männer ließen mich vermuten, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Also wendete ich und fuhr langsam hinterher, um diese Situation zu beobachten und gegebenenfalls einschreiten zu können.

Sie beeilten sich, um zu der Joggerin aufzuschließen und verlangsamten dann ihr Tempo, um in einem Meter Abstand hinter ihr herzufahren. Nun fuhren zwei an ihr vorbei um dann dicht vor ihr zu bleiben, einer scherte aus und fuhr rechts neben ihr und zwei blieben sehr dicht hinter ihr. Sie war eingekreist. Ich fand es war an der Zeit, etwas zu unternehmen. Also fuhr ich an dem Geschehen vorbei und stellte mich weiter vorne auf den Bürgersteig. Als die Joggerin kam, winkte ich ihr, um ihr zu signalisieren, dass ich mich mit ihr unterhalten möchte. Ich ging davon aus, damit die Situation zu entschärfen.

Die Joggerin ignorierte mich und lief mit ihrem gesamten Tross an mir vorbei. Vielleicht war ich ihr ja unheimlich. Allerdings joggte sie auch an einer Autokolonne vorbei, die vor einer roten Ampel stand und an einer Tankstelle wo sie sofort Hilfe bekommen hätte (kurz in die Tankstelle gehen und warten, was geschieht wäre eine einfache Möglichkeit gewesen). Stattdessen bog sie in Richtung Friedhof ab. Die Fahrradfahrer, die hinter und neben ihr fuhren, folgten ihr direkt, die beiden, die vor ihr fuhren und damit bereits an der Friedhofstraße vorbei gefahren waren, kehrten um, und folgten ihr auch. Ich stieg aus meinem Wagen und verfolgte die Kolonne zu Fuß. Doch die Joggerin hatte keine bessere Idee, als in den einsamen Feldern hinter dem Friedhof weiterzulaufen – die Fahrradfahrer dabei im Schlepptau. An einer Weggablung verlor ich den Tross aus den Augen.

Aufmerksamkeit statt SelbstverteidigungIch will niemandem etwas unterstellen – wahrscheinlich ist nichts passiert. Und auf keinen Fall möchte ich den Opfern von Gewaltverbrechen eine Mitschuld zusprechen. Ich möchte einzig und alleine die Sensibilität für Gefahrensituationen erhöhen. Momentan boomt der Verkauf von Selbstverteidigungsartikeln wie zum Beispiel Pfefferspray. Doch eine gesunde Sensibilität ist durch nichts zu ersetzen.

Wie groß war in dieser Situation deiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit für ein Gewaltverbrechen? Und wenn sie nur ein Prozent war – die Joggerin hätte sie auf NULL setzen können, in dem sie in die Tankstelle gegangen wäre, sich mit mir unterhalten hätte, oder einen wartenden Autofahrer angesprochen hätte.

Nochmal – Täter ist Täter und Opfer ist Opfer. Es geht nicht um Mitschuld! Doch um es deutlich zu sagen: Wer eine solche Situation entweder nicht wahrnimmt oder diese nicht ernst nimmt setzt sich unnötigen Gefahren aus.

Ich habe selbst fünf Übergriffe gegen Frauen miterlebt und konnte bei vieren davon einschreiten. Aber eines hatte alle gemeinsam: Sie hätten sehr einfach von vorneherein verhindert werden können.
Selbstverteidigung fängt mit Prävention an und diese beginnt mit Aufmerksamkeit. Diese wiederum beginnt mit visueller und auditiver Wahrnehmung. Man muss einfach sehen und hören, was um einen herum geschieht und dieses Geschehen realistisch einordnen.

Selbstverteidigung und AufmerksamkeitEin Bekannter von mir wurde auf einem Weinfest angepöbelt. Er wollte sich nicht darauf einlassen und ging weg. Bis dahin hatte er alles richtig gemacht – s. wing chun Selbstverteidigung. Doch verlor er dabei den Blickkontakt und der Bully sprang ihm in den Rücken.

Wenn ich in meinen Selbstverteidigungskursen solche Beispiele bringe, ist das immer sofort allen klar. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Gefährliche Monster

Aktuell ist das „Taschenmonster“ Spiel ein absoluter Renner. Mittlerweile nutzen einige schwarze Schafe diesen Hype aus, um Kinder und Jugendliche in ihr Auto oder in abgelegene Gegenden zu locken. Hierzu gibt es zwei unterschiedliche Strategien.

1. Man stellt sich in eine „dunkle Ecke“ und erkauft sich per Lockmodul etliche Monster. Diese sind dann von allen, die sich in der Nähe befinden, auf ihrem Smartphone zu sehen. Nun machen sich die Kids gedankenlos auf den Weg dorthin und werden dementsprechend von den Tätern empfangen.

2. Man stellt sich zu einem Teenager, der gerade das Monsterspiel spielt. Dann telefoniert man über Handy darüber, dass jemand einen „xyz“ (besonders wertvolles Monster) gesehen hat – und zwar so, dass es das Opfer mitbekommt. Nun bietet man dem Opfer an, es im Auto mit dorthin zunehmen.

Beide Strategien funktionieren sehr einfach und effektiv.

Liebe Eltern, Onkel und Tanten, klärt eure Kleinen bitte diesbezüglich auf!

Prävention ist besser als Selbstverteidigung!

Anmerkung – ich habe aus rechtlichen Gründen nicht die geschützten Begriffe genommen.